Wir machen das - Situation als Chance begreifen!
Heute hat es mich ganz in den Süden der Mecklenburgischen
Seenplatte verschlagen. Ich habe mich dort mit den Inhabern des “Familotel
Borchard’ s Rookhus am Labussee" (http://www.rookhus.de/),
den Eheleuten Borchard, in Wesenberg zu einem Arbeitsgespräch oder besser zu
einer Ideenwekstatt „Personalbeschaffung“ getroffen.
von Links: Thomas Besse, Alexander Borchard, Geyas Alfa, Andrea Borchard |
Und bitte glauben Sie mir: Der Empfang war herzlich aber
vor allem einzigartig. Noch nie zuvor habe ich in einem Hotel erlebt, dass die
gesamte Belegschaft – einschließlich der Geschäftsführung - für ihre großen und
kleinen Gäste pünktlich zum Mittagsbuffet eine Gesangseinlage präsentierte. Und
das nicht nur heute, zu meinen Ehren, sondern an 360 Tagen im Jahr. Immer punkt 12 Uhr. Nicht zeigt den Geist des Hauses besser.
Wer jetzt glaubt, dass familiengeführte Hotel liegt auf der
Insel der Glücksehligen, der irrt. Die Borchards sehen sich den gleichen
Herausforderungen ausgesetzt, wie die Masse aller Hotels und Gaststätten in der
Region. Dreh- und Angelpunkt ist die erfolgreiche Suche geeigneter Fach- u. Nachwuchskräfte
für Küche, Restaurant und Etage. Gut und gerne könnten weitere fünf, sechs oder
sieben neue Mitarbeiter eingestellt werden. Aber woher nehmen, wenn nicht
stehlen.
Angesichts der vielen offenen Stellen in ihrem Hotel fragen
sich die Inhaber, ob die Flüchtlinge, die aktuell nach Deutschland kommen,
diese Lücke schließen können.
Meine Antwort darauf: Wir dürfen uns nichts vormachen. Die
Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge braucht Zeit. Die größte Baustelle ist
die deutsche Sprache. Für mich hat jetzt Vorrang, dass alle Flüchtlinge mit
hoher Bleibewahrscheinlichkeit von Anfang an intensiv Deutsch lernen. Sprache
ist der Schlüssel zu Ausbildung, Arbeit und Integration.
Und die Borchards gehen mit gutem Beispiel voran. Seit
gut vier Monaten arbeitet Geyas Alfa, ein 28-jähriger Syrer bei Ihnen als Koch.
Und sie könnten sich durchaus vorstellen, weitere geflüchtete Menschen zu
beschäftigen bzw. auszubilden. Dazu braucht es pragmatische Lösungen, besonders
aber die Unterstützung der unterschiedlichsten Akteure am Arbeitsmarkt.
Mein Versprechen liegt auf dem Tisch. Meine Kollegen und
ich werden kurzfristig Konzepte präsentieren. Daran werde ich mich in den
nächsten Wochen messen lassen.
Und noch was:
Eine Ausbildung ist und bleibt die Eintrittskarte in eine
berufliche Zukunft und sichert Unternehmen motivierte und qualifizierte
Arbeitskräfte. Manche Talente sind auf den ersten Blick nicht erkennbar, doch
wenn sie gefördert werden, entpuppen sie sich zu wahren Schätzen. Auch unter
den Asylsuchenden und Flüchtlingen sind eine Reihe hochmotivierter junge
Menschen, die nur auf eine Chance warten.
Eine Brücke in die Ausbildung kann zum Beispiel die
Einstiegsqualifizierung (EQ) sein. Sowohl für Betriebe als auch Jugendliche
eine gute Möglichkeit, sich kennen zu lernen. Das betriebliche
Langzeitpraktikum orientiert sich an Ausbildungsinhalten anerkannter Ausbildungsberufe
und ist ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis, bei dem
zwischen Betrieb und Jugendlichem ein Vertrag abgeschlossen wird. Eine EQ
dauert mindestens sechs bis maximal 12 Monate und geht bis zum
Ausbildungsbeginn.
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